SCA 500 Zwitterdach nachrüsten

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Dies ist ein Erfahrungsbericht zur Montage eines SCA 500 Zwitterdaches auf einem T3. Dokumentiert wurden die wesentlichen Arbeitsschritte sowie einige Details die in der verfügbaren Literatur (siehe unten) nur vage beschrieben waren.

Prinzipiell ist die Nachrüstung des Daches einfach. Aus der Größe des Daches können sich aber Herausforderungen ergeben wenn man schnell handeln/kaufen muss, kein geeigneter Platz oder eine Transportmöglichkeit verfügbar ist. Für einige Arbeiten sind insgesamt zwei, zum rauf und runter heben oder zum tragen (eines an den Holmen abgesägten Spenderdaches) sind zeitweise sogar drei bis vier Personen erforderlich.

Vorarbeiten (Demontage des Spenderdaches)

  • Spender finden (Abb. 1) und Dach an den Holmen abtrennen (Gewicht inkl. Dachhaut geschätzt ca. 100 kg, Länge ca. 3.5 m, passt gerade noch auf eine T4 Doka).
  • Komplette, an den Holmen abgetrennte Dächer mit alter Dachhaut (Abb. 2) haben den Vorteil, dass der Aufbau klar nachvollziehbar ist und viele Teile wie Einbaurahmen, Regelbretter, Bettkonstruktion, usw. direkt übernommen werden können oder als Schablonen verfügbar sind. Nachteilig ist natürlich, der Mehraufwand durch die Demonatage
  • Beim SCA 500 ist der hintere, aufstellbare Teil genietet, der vordere Stauraum über der Fahrerkabine ist geklebt (Abb. 3).
  • Den vorderen Teil des Dachs von der Dachhaut zu trennen ist ziemlich mühsam, da mehrere cm starkes Sikaflex an schlecht zugängigen Stelle durchtrennt werden müssen. Als Mittel der Wahl hat sich Schneide-/ Sägedraht aus dem KfZ Zubehör bewährt, vorher Dachrinne umbiegen oder abflexen (Abb. 4). Die verbleibenden Sikaflexreste können dann mit einem Multifunktionswerkzeug recht einfach entfernt werden (Abb. 5).
  • Die alte Dachhaut war eine gute Schablone für den Dachausschnitt und lieferte einige Reparaturbleche (Abb. 6).

Aufbereitung

Die erforderlichen Arbeitsschritte zur Aufbereitung eines gebrauchten Daches richten sich nach dem Zustand und den persönlichen Ansprüchen. Generell gilt:

  • GfK wird über die Jahre rissig (optischer Mangel, dicht bleiben sie weiterhin) und auch der ein oder andere Baum hinterlässt meistens seine Spuren. Ob man gar nichts macht, nur lackiert, vorher auch noch füllert und das ganze nur außen oder auch innen haben will ist eine individuelle Entscheidung. Falls es nicht selbst gemacht wird lohnt es sich (wie immer) Preise zu vergleichen. Für eine Lackierung (RAL) der Außenhaut (Abb. 7) variierten die Angebote in meinem Fall zwischen 380-800 € (Netto), Stand Winter 2016/2017.
  • Der Faltenbalg des Aufstelldaches hat eine beschränkte Halbwertszeit und ist bei vielen Dächern rissig und dünn, je nachdem wie oft und viel das Dach benutzt wurde. Originalen Ersatz gibt es nicht mehr, er kann auf Anfrage aber bei Anbietern im Netz angefertigt werden (z.B. Stoff am Stück). Auch beim Material scheiden sich die Geister. Eine attraktive Möglichkeit ist Airtex (R) der Firma MEHGIES ein leichtes, robustes und wie Stoff wirkendes Polyestergewebe mit ca. 200 g/qm. Wir hatten anfangs geplant den Balg damit zu tauschen, haben nach eingehender Prüfung aber festgestellt, dass unser Dach dicht, ohne Flecken, robust und nach dem reinigen auch außen wieder ansehnlich war. Zur Freude des Kontostands blieb es dann beim flicken einiger Löcher (Abb. 8).
  • Lackierung innen: Ich hatte nur die äußere Dachhaut lackieren lassen und habe den sichtbaren Teil von innen mit der Dose selbst nachlackiert (Abb. 9). Da der Zeltbalg nicht getauscht wurde blieben Dachhaut und Grundplatte bei uns (unerwartet) zusammen. War anders geplant, geht so aber auch. Flexibel bleiben…
  • Die Verkleidung im Stauraum vorne fehlte und musste erneuert werden. Ordentlich geht das mit Velours mit Flies (z.B. bei von Reimo ca. 25 €/qm). Welcher Kleber original verwendet wird weiß ich nicht, irgendwas harziges (siehe unten in Abb. 10). Wir haben die low budget Variante gewählt und Zeltstoff und Karrosseriesprühkleber (3 Pullen 3M) verwendet (ca. 60 € für alles). Die Aktion war leider nicht nachhaltig, der Stoff kommt bereits 2 Jahre später teilweise wieder runter :(

Montage Klappdach

Begonnen wird mit dem Klappdach hinten. Unerlässlich ist ein geräumiger, überdachter Ort zum Schrauben und zwei Personen. Um das Dach aufs Fahrzeug und wieder runter zu heben waren wegen des Gewichtes zweimal drei Personen erforderlich. Auch gleich vorweg: Bei der Montage führen unterschiedliche Wege nach Rom.

  • In der originalen SCA Anleitung wird der Himmel im Bus komplett entfernt, der Rahmen am Dach innen angelegt und dann nach außen durchgebohrt um einen Punkt zu fixieren. Ich habs anders gemacht, den Einbaurahmen oben drauf gelegt und von außen gemessen, d.h. geschätzt - es gibt wenig gerade Referenzen und mein Einbaurahmen war außerdem schief. Trotzdem ging es von der Regenrinne aus einigermaßen (Abb. 11).
  • Erst im zweiten Schritt ging es dem Himmel an den Kragen. Einen sauberen, intakten Himmel zu schlitzen kostet Überwindung aber was muss das muss (Abb. 12). Ich habe minimalinvasiv gearbeitet und nur drei Schnitte gemacht. Dann Dämmung im Bereich des Ausschnitts raus, ansonsten blieb der Himmel komplett drin.
  • Der eigentliche Ausschnitt: SCA empfiehlt in der original Montageanleitung eine Stichsäge. Meines Erachtens ist das totaler Unsinn, da es massiv Späne produziert die man sich im Polster auch sparen kann. Blechscheren sind spanfrei und daher viel eleganter. Mangels Werkzeug habe ich den Ausschnitt von einem Spengler machen lassen (Abb. 13), war in 45 min passiert (sauber, nix verbogen, keine Späne), er wollte (bescheidene) 30 €. Dank Blechschere und kleinem Ausschnitt konnte der Himmel auch drin bleiben. Die Drahtverbinder wurden nach unten geklappt, dann lässt es sich gut weiter arbeiten. Am Schluss Schnittfläche entgraten, Rostschutz drauf, Aussicht genießen und einsehen, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt (Abb. 14).
  • Montage des Einbaurahmens aus Holz. Intuitiv aber 2 Personen auch hier sinnvoll (Abb. 15). Späne gleich entfernen.
  • Die große erste große Anprobe. Beide Dachteile drauf (3 Personen), ausrichten, dann aufklappen und Bohrlöcher anzeichnen (Abb. 16).
  • Zum Löcher bohren muss dass Dach wieder runter (oder hoch, Abb. 17) -> Fahrzeug drunter weg gerollt, Löcher gebohrt, Späne entfernt, Rostschutz, Dach wieder drauf, fest machen. Zum Teil haben wir geschraubt, den Großteil aber wie im Original genietet (14er Großkopfnieten).
  • Durch die Lagerung über Winter hat sich der GfK-Rahmen in Teilbereichen verzogen. Um ihn zum Festschrauben/ -nieten wieder bündig aufs Dachs zu pressen war ordentlich Druck und etwas Kreativität erforderlich (Abb. 18).

Montage Stauraum

  • Nach Fixierung des Klappdachs, Anprobe vorne, ausrichten, Klebebereich markieren, abkleben (Abb. 19).
  • Gemäß einer Vorgaben von Reimo habe ich im Klebebereich mit Sika Primer grundiert. Andere Anleitungen sparen sich diesen Schritt (Abb. 20).
  • Weiter der Reimo Vorgabe folgend haben wir dann den Klebebereich am GfK Dach als auch die Dachhaut der Karrossere dick mit Sikaflex bestrichen BEVOR wir das Dach drauf gelegt haben (Abb. 21, 22). SCA empfiehlt in der Anleitung aus den 80ern ein anderes Vorgehen: Dach rauf und dann von innen und außen verfugen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so alle Bereiche gut erwischt. Ein Zeugnis davon war auch, dass das Spenderdach an einer Ecke vorne vom Rost zerfressen war. Die Kante vorne und die Ecken sind auf jeden Fall neuralgische Punkte.
  • Beim Daraufsetzen/ Ablassen des Daches presst es das Sikalfex dann überall schön raus (Abb. 23). Ich habe dann innen schön dick verfüllt, dass Dach in der Regenrinne mit Holzklötzchen fixiert, vorder und hinter Teil verbunden (Niete) und dass Dach einklappt um zusätzlichen Druck vom Klappdach vorne auf den Stauraum zu kriegen.
  • Parallel wurde außen die Fuge hübsch gemacht. Sieht einfach aus, dauert aber bis es hübsch ist seine Zeit. 6 Kartuschen Sikaflex haben wir in Summe verpresst.
  • Noch schnell Strom an der Transistorleuchte abgegriffen, in den Stauraum gelegt und neben Licht auch ein 5V USB-Ladegerät installiert (Sicherung nicht vergessen), Regalbretter rein (vom Spender übernommen) dann wird das ne Runde Sache (Abb. 24).
  • Als letzte Aktion erfolgte dann die Verkleidung des Himmels innen (zwei Wochen später bereits irgendwo im Urlaub): Himmel sauber zuschneiden, über den Rahmen legen, Kantenschutz drauf drücken, fertig (Abb. 25). Kein Kleber nix, hält super. Ich hatte anfangs Bammel weil ich nicht wusste ob nicht doch der komplette Himmel raus muss. Der Plan ging aber auf, ich habe nur den Bereich im Ausschnitt angefasst und es konnte durchgehend der original Himmelstoff bleiben. Sieht aus wie ab Werk, keine Falten, nüscht...


Eintragung

Offiziell muss ein Hochdach eingetragen werden, da sich die Fahrzeugabmessungen ändern. In meinem Fall beträgt die Fahrzeughöhe an der Dachluke mit 14“ Serienreifen nun 2.5 m. Für die Eintragung ist die Montageanleitung von SCA notwendig (verfügbar auf Anfrage unter t3details@posteo.org)


Zeitbedarf

Für die komplette Aktion, also ab Abholen des Dachs beim Spender (1 d), Demontage (2-3 d), Aufbereitung (5-7 d), Montage (2-3 d) habe ich rund 2 Wochen benötigt (gestreckt über einen Winter, wobei in dieser Kalkulation relativ viel Logistik dabei war, da das Dach mehrfach verlegt, die Arbeiten an unterschiedlichen Orten durchgeführt und einige Werkzeuge erst noch besorgt werden mussten). Bis das passende Dach gefunden war hat es über 1 Jahr gedauert. Auch die Entscheidung überhaupt ein Dach nachzurüsten und die Auswahl der gewünschten Variante musste lange reifen und wurde letztlich erst durch die Kinder motiviert. Zu zweit war der Raum im Fensterbus innen immer völlig ausreichend.


Fazit nach der ersten Saison

Auch wenn der Bus ohne das Dach hübscher war, jetzt etwas mehr Sprit braucht und anfälliger für Seitenwind geworden ist - zu dritt hat sich das Dach sofort bewährt! Das ist Teil ist ein absoluter ein Raumtraum. Wir hatten im Urlaub nur noch eine Tasche im Kofferraum, der Rest war vorne über der Fahrerkabine. Unten war fast alles frei und das rumgeräume ist deutlich weniger geworden. Der Nachwuchs kann jetzt ohne umzuklappen hinter der Rückbank quer schlafen, während wir oben unsere Ruhe haben. Der Bus ist dadurch definitiv deutlich familientauglicher geworden. Wir sind sehr zufrieden mit der Wahl des Daches und froh, dass wir solange gewartet haben bis sich ein Zwitterdach gefunden hat.


Hilfreiche Links & Literatur

  • Gasdruckfedern: Sollte mal Ersatz fällig sein, benötigt werden Federn mit folgenden Eigenschaften: Kolbenstängendurchmesser: 10 mm, Zylinderrohrdurchmesser: 23 mm, Kolbenstangenanschluss: Pfanne WG30, Zylinderanschluss: Pfanne WG30, Kolbenstangenlänge (komplett ausgeschobenen, ohne Anschluss und ohne Gewinde gemessen): 300 mm, Gesamtlänge Gasfeder von Mitte Aufnahme zu Mitte Aufnahme (komplett ausgeschoben): 790 mm, Ausschubkraft: 550 N. Kosten für 2 Stück ca. 160 € (Stand April 2018). Die Federn sind nicht bei SCA erhältnich sondern direkt bei entsprechenden Herstellern wie: Hahn Gasfedern, Suspa oder SGS (aus UK aber etwas günstiger). Wenn die Federn bei montiertem Dach gewechselt werden kann ein Ratschengurt extrem hilfreich sein um die Federn etwas vorzuspannen (ACHTUNG, dass ist nicht ganz ungefährlich).
  • Reimo Kurzanleitung zur Montage des Aeroline Hochdaches.
  • VW-Campingbus selbstgebaut, Typ 2 ab Juli '79 alle Modelle (Jetzt helfe ich mir selbst), Sonderband 122, ISBN: 978-3613011403, Lautenschlager, T. und Axmann, G.
  • www.bulliforum.com (Dank vor allem an user: arne@kleinersyncro)
  • www.t3-infos.de


Schlussbemerkung über Inhalt und Verfasser

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